medienbeobachtung

7. Mai 2009

Google Street View Bildbeschreibung

Von Ekkehard Knörer

Es gibt Google Street View noch nicht für Deutschland, aber doch für einige Orte, in denen ich wichtige und schöne Zeiten meines Lebens verbracht habe. Und ich muss sagen: Google ist ein ambivalentes Monster, gewiss. Mehr oder weniger alles, was sie anpacken, ist großartig und auch problematisch. (Google Books ist natürlich fantastisch! Wer das nicht sieht, ist blind. Aber als Monopol-Betrieb wäre es eben auch eine höchst bedenkliche Einrichtung.) (Ende des Google-Haareraufens.)

Aber: Ich halte die Bilder von Google Street View für neuartig und für relevant – als für Außenstehende komplett leere, für den, der kennt, was er sieht, instantan mit Affekt besetzbare Bilder. Sie machen einem ja nicht vor, live zu sein. Aber sie sind nah genug dran. Sie machen die Welt in den Ausschnitten, die bereits vorliegen, schlicht und ergreifend: dem Blick verfügbar. Und das Abwesende, besonders das banal Alltägliche am Abwesenden,  machen sie präsent. Das hat durchaus Offenbarungscharakter und ich finde völlig verständlich, dass man darauf beim ersten Anblick so jubilatorisch reagiert, wie der – übrigens grandiose – Kriminalautor Adrian McKinty das tut, der in Australien lebt und gerade auf seinen Geburtsort in Nordirland gestoßen ist: Eine Bild(bewegungs)beschreibung.

If you go straight on you immediately pass my local supermarket, chippie and off license and if you continue up the road 100 yards to the first roundabout and turn left on Princes Way (you'll also need to look left on the little compass thingy) you come to my old school, Victoria Primary. If you immediately turn right on Coronation Road you're on the road where I spent most of my childhood and eventually you'll pass the house, indeed the very bedroom window, inside which I was born. I was quite shocked by all this, especially when I continued up Coronation Road, turned left again and went past Victoria Cemetery, for there with its name blurred for privacy was my father's grave. I was actually quite stunned for a while, but after the initial shock came a feeling of happiness and I thought how wonderful it was to see and virtually walk around these places from 10,000 miles away.