13. Dezember 2008
Posthume Nation Erwiderung auf eine Erwiderung von Anke Westphal
«Nein, anders als es die ambitionierte Internetseite cargo.de behauptet, war das Defa-Filmerbe kein Nationalheiligtum. Es konnte schon deshalb keines sein, weil es eine zugehörige Nation der deutschen Teilung wegen nicht gab.» Schreibt Anke Westphal in der Berliner Zeitung, Bezug nehmend auf meinen kurzen, womöglich ein wenig süffisanten Kommentar zur supp specie aeternitatis reichlich unerheblichen Schlöndorff-Defa-Debatte.
Nun war das mit dem Nationalheiligtum schon irgendwie der Punkt: denn darum, dass das Kulturerbe der DDR sehr verspätet – posthum nämlich – behandelt wird, wie es andernorts Nationalheiligtümer werden, darum ging es in dieser Formulierung gerade. Muss nur einer aus dem Westen was dagegen sagen, und sei es noch so pauschal und unqualifiziert, schon schnellen die selbst ernannten VerteidigerInnen des Erbes, zu Unsachlichkeit allzeit beinah bereit, wie der Springteufel aus der alten Ossi-Wessi-Kiste. (Hier ist Anke Westphals ursprünglicher Kommentar.)
Die Häme, die so hämisch nun auch wieder nicht war, war jedenfalls meinerseits nicht gegen den DEFA-Film gerichtet, sondern gegen diese alten Reiz-Reaktions-Muster. Gegen die Erwartbarkeit einer Reaktion also, die eine Debatte nicht ermöglicht, sondern erstickt. Falls mein kurzer Kommentar als einer der «widerlichen» angesprochen sein sollte – wird dann ja leider doch nicht ganz klar –, kann ich nur sagen: Blödsinn. Gegen die DEFA-Filme steht da – mit Bedacht – kein Wort. (Dafür gegen Schlöndorff, von dem wir viel Hingesupptes serviert bekommen haben in den letzten Jahren; zum Beispiel seine unerträgliche Solidarnosc-Anwanzerei Strajk.)
Sehr wohl denke ich nämlich, dass es interessant wäre, übers Anekdotische hinaus über Stärken und Schwächen der DEFA und also – ohne Zorn und Eifer – über ästhetische Errungenschaften und Grenzen des DEFA-Möglichen zu diskutieren. Auch übers Erbe der DEFA-Ästhetik an der HFF oder bei Andreas Dresen. Und über den in der BRD erfolgten Abbruch mancher zu DEFA-Zeiten so hoch interessant begonnenen Karrieren, wie etwa im Fall von Helke Misselwitz.
P.S.: Schade übrigens, dass Anke Westphal für ihre Erwiderung nicht die Kommentar-Funktion dieses Blogs genutzt hat. Dafür ist sie da und sie wäre der Ort, an dem man viel weniger umwegig miteinander ins Gespräch kommen könnte.
Noch ein P.S.: www.cargo-film.de