Musiker im Studio, das hat etwas von Dreharbeiten ohne Kamera: ein Take, dann noch ein Take, immer neu ansetzen, das Gleiche in Variationen. Das Beste herausholen aus dem Moment. In dem Dokumentarfilm Transmitting von Christoph Hübner und Gabriele Voss kann man dem deutschen Jazzmusiker Joachim Kühn (Klavier, Saxophon) dabei zusehen, wie er mit Majid Bekkas und Ramon Lopez in Marokko ein Album einspielt. Bekkas spielt Oud, ein arabisch-afrikanisches Saiteninstrument, mit dem sich auch ein sehr guter Groove erzeugen lässt. Hier ein Beispiel für das Zusammenspiel dieses Trios.

Das Projekt zieht aber noch weitere Kreise, lokale Musiker sollen einbezogen werden, das heißt: hinaus aus dem Studio, hinaus in die Wüste. Dort kommt es zu Zusammenkünften und Sessions mit lokalen Musikern, es wird gegessen und gefeiert, aber letztlich steht doch das Spiel im Zentrum: «Jetzt bekommen wir die Antwort, warum wir hier sind», das heißt: der Jazz schlägt Wurzeln in Afrika, geht hinter die amerikanischen Anfänge zurück, findet in Mali und Marokko einen eigenen Blues. Dazu in einem interessanten Kontrast immer wieder der Europäer Kühn: «Mein Blues ist mein Bach.» Er bleibt kulturell fremd, in der Musik aber hebt sich das wieder auf. Eine großartige Musik, die in Transmitting sehr schön nahegebracht wird, als das Gegenteil jener globalen Folklore, die so oft unter dem Label Weltmusik läuft.

Transmitting (2013) von Christoph Hübner und Gabriele Voss wird am Samstag 28.09.13 um 19.00 im Zeughauskino im Rahmen des Festivals doku.arts gezeigt. Die Filmemacher werden anwesend sein.

Ein empfehlenswertes Album: Kalimba (2007)