21. Januar 2013
1929: Ernst Lubitsch: Love Parade (USA)
[Hiermit beginne ich ein kleines chronologisches Filmtagebuch, einen Durchlauf durch die Filmgeschichte von 1929 bis in die Jetztzeit. Die Regeln sind einfach: Ein Film pro Jahr, niemals zwei aus demselben Produktionsland hintereinander. Rund 1000 Zeichen Text, ein Still, jeweils gibt es in einem ausgelagerten Blog noch eine Serie von je 10 Stills – nämlich hier. Alles andere ist nur Lust, Laune und Verfügbarkeit geschuldet. Allzu bekannte Klassiker lasse ich allerdings aus.]
In Paris hat sich Baron Alfred Reydel, Attaché seines Heimatlands Sylvania, seinen Ruf als Schwerenöter redlich verdient – und dabei auch einen heftigen französischen Akzent zugelegt. Der geht nicht mehr weg und macht keinen geringen Teil der Verführungskraft Maurice Chevaliers aus, der die sylvanische Königin Louise schnell erliegt. Alfred wird Prinz und Gemahl und hat der Königin zu gehorchen: Die Rolle schmeckt ihm nicht. Chevaliers Verdruss hat viele Gesichter, die Gemächer des Palasts sind Schauplatz von zusehends gespanntem Gesang, während draußen auf der Dienstbotenebene die Lust auf Slapstick bedient wird. Singe, wem der Ton gegeben: Lubitschs erster «Talkie» ist ein nachsynchronisiertes Gesangsstück mit Längen und typischen Anzüglichkeiten. Am Ende werden die verkehrten Geschlechterverhältnisse unmissverständlich geradegerückt: Es siegt die Rangordnung der Geschlechter über die Hierarchien der Politik. Der Prince Consort befiehlt, die Königin wird gehorchen. (62cp)