25. Januar 2013
1931: Otto Preminger: Die große Liebe (Österreich)
Komödienbeginn: Der Mann, der im Zug Haarwuchsmittel vertickt, ist unterm Hut selber kahl. Tragödienbeginn: Der Mann, der noch nach zehn Jahren bei der Rückkehr aus Russland um seine Mutter trauert. Tragikomödie der Verkennung: Die Mutter will im unbekannten Lebensretter aus der Zeitung partout den eigenen, in Russland gefallenen Sohn erkennen. Der spielt die Verkennung erst einmal mit. Liebesdrama: Die Tochter aus reichem Haus will den Staranwalt nicht, den der Vater ihr ausgesucht hat. Behördensatire: Von Tür zu Tür wird die Mutter weiterverwiesen. Erst schneidet Preminger das, ohne Suche nach einem einheitlichen Ton oder übermäßiger – höchstens vom Mädchen im Amt gestöpselter – Bindung, dafür mit einer saukomischen Amateurtheatereinlage, gegeneinander. Dann schlingt er es alles zusammen: Verkennung als Liebe, Liebe des «Falschen», das Glück, das mal im Bekenntnis zur, dann im Verzicht aufs Aussprechen der Wahrheit liegen kann. Ein Melodram außerdem, das den zivilen Ungehorsam zur Tugend erklärt. (72cp)