3. Februar 2013
1935: Heinosuke Gosho: Jinsei no onimotsu (Japan)
Es gibt ein großes Ereignis in diesem Film, eine Hochzeit, deren Darstellung aber lässt Gosho nachdrücklich aus. Nur das betrunkene Geplänkel hinterher zeigt er. Was hier überhaupt getrunken wird immerzu, Tee und Sake und noch vieles mehr. Der irritierende Widerspruch des Films ist eben dieser: Es gibt ein Drama, das eines Vaters an der Grenze zum Alter, der, als er die letzte seiner drei Töchter verheiratet hat, des Sohns, eines neunjährigen Nachzüglers, überdrüssig ist. Der Sohn spürt es, die Mutter verurteilt es, der Vater trinkt, klagt, die Mutter zieht aus, zur Tochter, die westliche Kleidung trägt und ihrem Mann, dem Maler, nackt Modell sitzt. Das Große aber löst Gosho auf ins Kleine, in Shomingeki-Manier: Momente des Unbedeutenden, viel drinnen, oft draußen. Mit den Körpern und wie sie mit dem Raum und den anderen im Gespräch sind, ist das Wesentliche oft schon gesagt. Ziemlich viel Dialog gibt es trotzdem, und die innere Ökonomie von Tun und Nichtstun, Auswalzung und Auslassung, Existenziellem und äußerster Banalität ist von eigener Art. (66cp)