13. Februar 2013
1939: Michael Powell: The Spy in Black (Großbritannien)
Wenn der Spion mit dem Motorrad aus dem U-Boot auf der Insel Longhope an Land geht, und es begegnet ihm ein Schaf, das ihn anmäht, woraufhin er deutlich zurückmäht – spätestens da ist man auf vertrautem Powell/Pressburger-Terrain. Zwar sind sie hier, in ihrer ersten Zusammenarbeit, noch nicht die Archers, zwar hat Pressburger das Drehbuch nur überarbeitet; jedoch setzt der Unernst, der wie der Nebel durch die Ritzen kriecht, wobei dieser auch mal wie eine Wand vor der Tür steht, jedoch also setzt der Unernst dem Ernst der Spionagegeschichte zu und ist damit klarer Vorschein dessen, was in den Meisterwerken bald folgte. Auch an ständigen Blicken aus Fenstern, an schönen und recht plausibilitätsresistenten Verwicklungen und Ambivalenzen fehlt es nicht. Spionage und Gegenspionage, eine Lehrerin, die durch eine Spionin ersetzt wird, die durch eine Spionin ersetzt wird, Conrad Veidt als Kapitän H(e)art (und als deutscher Held), der das feindliche Schiff nicht verlässt, das von seinem eigenen U-Boot versenkt worden ist: das sind die zentralen Ironien in «Spy in Black». (71cp)