22. Februar 2013
1943: Boris Barnet: Novgorodtsy (Sowjetunion)
Einer fliegt vom Himmel und zwei verwirren sich in den Stricken des Fallschirms. Dann taucht ein Opernsänger auf, watet durchs Wasser und singt zweimal eine Arie und wird später von den Nazis erschossen. Der Schauplatz ist die Natur, in der Partisanen kämpfen, aber es geht auch um Liebe und Musik. Der vom Himmel Gefallene ist ein Franzose, in den sich die Russin verliebt. Das Ziel der militärischen Aktion ist es, den versteckten Flugplatz der Deutschen zu finden. (Es bewegt sich der Wald wie Birnam Forest in Macbeth.) Das Ziel der filmischen Aktion, die Boris Barnets Novgorodtsy darstellt, ist deutlich komplexer: Nichts an Menschenmöglichem scheint er drangeben zu wollen für den Krieg. Also wird neben dem Morden und Sterben geliebt und gelacht und geweint und gesungen, schwungvoll bewegen sich die Menschen und die Kamera mit, erst recht, wenn dann die Flugzeuge fliegen. Das Ergebnis ist eine ansteckende Offenheit, mit der sich Barnet allen Genrezuschreibungen souverän und programmatisch entzieht. (83cp)