15. März 2013
1951: Sacha Guitry: La poison (Frankreich)
Zur Creditsequenz macht sich Sacha Guitry mit Hut und Jackett auf dem Set selbst auf die Beine, stellt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine/n nach dem anderen vor. Nicht nur Michel Simon, den Star, mit dem er hier das erste Mal drehte, sondern auch Ausstatter, Kameramann, Schnittmeister: für jeden ein freundliches, wenn nicht geistreiches Wort. So menschenfreundlich dieser Anfang daherkommt – der Film selbst ist dann unverdünnter Zynismus als funktional verfilmtes Theater. Michel Simon spielt einen Mann, der nach dreißig Jahren Ehe seine Frau nur noch hasst und darauf sinnt, wie er sie loswerden kann. Er sichert sich den bestmöglichen Anwalt, dann bringt er sie um (in dieser Reihenfolge). Dieser Mann hasst die Frauen, darüber hinaus durchaus die Menschheit; er verachtet das Recht und führt es in einer langen Gerichtsszene als lächerlich vor. Am Ende nicht etwa Gnade für den Verbrecher: Guitry solidarisiert sich vielmehr mit seiner Hybris, dem Hass auf die Frau und das Recht und dem guten Gewissen bei der mörderischen Tat. Und spricht ihn frei. (42cp)