20. März 2013
1953: Pietro Germi: Gelosia (Italien)
Vor dem Gesetz: Der Marchese di Roccaverdina. Die Wahrheit, dass er den frisch angetrauten Mann der Frau, die er liebt, mordete, sagt er nicht. Die Haft erst und später den Tod eines Unschuldigen nimmt er in Kauf. Vor Gott, nämlich dem Priester, sagt er in der Beichte die Wahrheit. Der aber schenkt ihm kein Verzeihen. Auf seinem Schloss lässt der Marchese das mächtige Kruzifix entfernen und fällt in Umnachtung und Fieber. In Licht und Schatten gemeißelt ist «Gelosia», ein sizilianischer Western der Anmutung, wenngleich nicht der Struktur nach. Standesschranken verhindern die Liebe des Marchese zur schönen Agrippina. Er wagt nicht, diese Schranken zu zerschlagen und beugt sich der Tante. Vor dem Gesetz und vor Gott beugt er sich nicht, aber aus Schwachheit. Mächtig zweidimensional choreografiert Pietro Germi die Menschen in Räumen und in grandioser sizilianischer Landschaft. Viel Glut ist hier. Und manches nur Behauptung von Glut. (71cp)