3. April 2013
1959: Konrad Wolf: Sterne (DDR/Bulgarien)
Das ist ein schöner Film. Sehr zurückgenommen und in vielen Einstellungen großartig: wenn die Kamera die Gesichter der Todgeweihten abfährt; die Nächte über der Stadt, der Gang entlang mehrfach am Friedhof, die Großaufnahmen von Ruth und dem Wehrmachts-Unteroffizier, der Walter heißt und nicht heißt; der Blick immer wieder aus dem Kirchturm, manchmal ist das Pendel der Uhr mit im Bild. Es ist auch ein äußerst gut gemeinter Film, der die Barbarei des Antisemitismus als das benennt, was sie ist. In allerdings immer mal wieder arg anthropologisierenden Dialogen um Menschen und Schimpansen und das Böse als solches, das in den Bildern doch sehr konkret ist. Und es bleibt diese unangenehme, wenngleich sehr typische Hilfskonstruktion, in der die gute didaktische Absicht zum großen Problem wird: Ausgerechnet ein Deutscher, ein Nazi und Wehrmachtsoffizier, wird zum positiv gezeichneten Protagonisten, der uns zu den richtigen Einsichten bringt. Eine Entschuldungsfiktion, wenn auch der vergleichsweise harmlosen Art. (65cp)