10. April 2013
1962: Roger Corman: Shame (USA)
Eine Kleinstadt im amerikanischen Süden. Gerade ist das Gesetz zur Integration in Kraft getreten. Der erste Tag, an dem Afroamerikaner die Schule betreten werden, steht bevor. Widerstand formiert sich. Und gewinnt Gestalt: Aus dem Nichts taucht Adam Kramer auf, ein schneidiger junger Mann im weißen Anzug, von William Shatner schön hölzern charismatisch gespielt. Er predigt den Widerstand, er hetzt gegen den Fortschritt, er verführt seines Nachbarn Frau und seine Reden fallen bei den Bewohnern des Ortes auf fruchtbaren Boden. Es wird erst protestiert, dann geprügelt, dann werden Brandbomben geworfen, ein Lynchmob ist kurz davor, einen jungen, zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigten Afroamerikaner zu morden. Roger Corman inszeniert klipp und klar und nimmt in keinem Bild oder Wort ein Blatt vor den Mund. Bleibt nur das Problem, das ein späterer Titel des Films verdeutlicht: Als «The Intruder» betrachtet, erscheint der Hetzprediger Kramer als Verführer nicht einer unschuldigen, aber eben verführten Kleinstadt. Auch eine Entschuldungsfiktion. (63cp)