17. April 2013
1965: Koji Wakamatsu: Kabe no naka no himegoto (Japan)
Motivsammlung: Der gottverlassene Hochhauskomplex mit seinen frontal präsentierten Fassaden. Das Paar beim Sex, er heroinsüchtig, als Atombombenopfer mit Tumor auf dem Rücken, den sie liebkost. Dieses Paar löst Wakamatsu mit überstrenger Kadrierung in seine Einzelteile auf: Hand und Fuß, Zehen, Bein, Finger und Hand, Rücken an Rücken, Haut, Haut, Haut. Der Zärtlichkeit der Gesten korrespondiert auf Seite der Kamera schönes, aber sehr artifizielles Schwarz-Weiß, in dem die Häuser, die Menschen, das Leben auf der Straße fast erstarren. Zugeordnet ist diese Mortifikation der Figur des Voyeurs auf der anderen Seite der Straße. Sein Blick ist es, der auf die Fassaden statt in die Schulbücher fällt, er ist es, der das Paar beim Sex beobachtet und später, am Ende, aus den starren Kadragen ausbricht als Bestie, Vergewaltiger, Mörder. Sehr dick aufgetragen ist die Entfremdung, die auch als Diagnose und Thema nicht sehr interessant ist, aber als verselbständigte lustvoll monoton-strenge Form, in die Wakamatsu sie zwingt. (64cp)