magical history tour

19. April 2013

1966: Pierre Etaix: Tant qu'on a la santé (Frankreich)

Von Ekkehard Knörer

Erschütterlich ist der Mann, den Pierre Etaix spielt – irgendwo zwischen Tati und Mr. Bean –, und erschüttert wird er. Einer, der sich seiner eigenen Fantasie ebenso ausgeliefert fühlt wie der Dingwelt. Erstere malt sich Vampirfantasien lebensecht aus; letztere tickt (Episode 1) und rüttelt (Episode 3), kommt in die Quere (immerzu, als Drahtzaun zum Beispiel, Episode 4), zerfällt unter den Händen, entzieht sich und kehrt als noch nicht mal Verdrängtes zurück. Vielmehr ist das Alltägliche immerzu fremd oder wird es. Eine zerrüttelte Welt, von der Kamera, die gerne völlig unbewegt bleibt, nüchtern notiert; ja, eigentlich muss man sagen, dass unter diesem Blick auch die Menschen zur Dingwelt gehören, weil sie Eigenleben haben, ohne Subjekte zu sein. Sie rennen, trampeln, essen, gehen ins Kino, machen einen Ausflug ins Grüne: wie du und ich. Was sie aber antreibt, was sie empfinden, was sie anderes sind oder wären als Ess- und Renn- und Trampelmaschinen – das ist, und zwar ohne die Nostalgie von Tati, die Frage im Innern der Komik von Pierre Etaix. (80cp)