1. Mai 2013
1971: Hussein Kamal: Thartharah fawq al-Nil (Ägypten)
Eine bestechend inszenierte Stoner-Komödie am Nil, Drehbuch Nagib Mahfouz, allerdings ist das Komische daran erstens bitter und zweitens Mittel zum gesellschaftskritischen Zweck. Vor dem Hintergrund des Sechstagekriegs trifft sich eine Gruppe von Männern aus der besseren ägyptischen Gesellschaft täglich auf einem Hausboot und gibt sich per Nargileh mit Haschisch die Kante. Ein Schriftsteller, ein Anwalt, ein Schauspieler, ein Filmkritiker (die Filmindustrie bekommt mit einem knallbunten Song-and-Dance-Intermezzo speziell noch ihr Fett weg) – und Herr Aniss, Beamter im Gesundheitsministerium, der meist so stoned wie steinern herumsitzt und schweigt. Die anderen sind äußerst aufgeräumt fröhlich. Frauen kommen dazu, man raucht, tanzt, albert herum. Sex hat man auch. Böses Porträt eines Landes, dessen gehobene Schichten sich den Verstand weggekifft haben, adrift on the Nile (dies einer der beiden englischen Titel). So gesellschaftspolitisch korrekt das alles gemeint ist: Von der puren Lust an der Stoner-Groteske sind zum Glück weder die Darsteller noch die Regie wirklich frei. (65cp)