10. Mai 2013
1975: Ousmane Sembene: Xala (Senegal)
Die Franzosen sind weg – oder jedenfalls nicht mehr offiziell an der Macht –, aber korrupt können die Senegalesen auch selber. Exemplarisch führt Ousmane Sembene das vor an Herrn Hadji, der sich vom Koffer voll Geld, das er bei der Regierungsübernahme bekommt, eine dritte Frau kauft. Die erste, die über die zweite schon alles andere als glücklich war, freut sich darüber so wenig wie die zweite, die sich mit der ersten darüber verbündet. Jazz spielt bei der Hochzeit. Bettler und Krüppel werden vertrieben und an den Stadtrand gekarrt. Das rächt sich: Man hext Herrn Hadji einen Fluch (auf Wolof: Xala) an den Schwanz und prompt kriegt er diesen in der Hochzeitsnacht nicht hoch. Eine relaxte und wenig komplexe, aber bittere Satire, die das Tempo niemals anzieht, viel Atmosphäre zu Jazzmusik und Straßeneindrücke in Dakar mitnimmt, Nationaldiskurse um Sprache und Postkoloniales eher nebenbei unterbringt und am Ende Herrn Hadji stellvertretend bespuckt. Dass seine Opferung im größen politischen Ganzen viel ausmacht, daran glaubt der Film freilich nicht. (60cp)