13. Mai 2013
1976: Aleksei German: Dvadtsat dney bez voyny (Sowjetunion)
Am Strand. Es ist Krieg. Fliegerangriff. Lopatin überlebt: Nochmal Glück gehabt, sagt sein Gesicht. Eine Zugfahrt nach Taschkent, weg von der Front. Zehn Minuten Monolog eines Mannes im Zug, fast ohne Schnitt, die Kamera haftet auf seinem Kopf, nimmt jene ruhige, kaum aber doch bewegte Haltung ein, die weite Teile des Films bestimmt. Nichts ist starr in Zwanzig Tage ohne Krieg, es bleibt eine ruhige Unruhe, eine unruhige Ruhe. In Taschkent rast ein Wagen heran und vorbei aus dem Off, ein plötzlicher Schrecken, damit beginnt eine Szene. Fast sieht man nichts im Dunklen manchmal. Die Kamera rahmt eng, aber nicht erstickend. Die Selbstthematisierung – es wird ein Film gedreht nach Lopatins Erinnerungen – ist fast überflüssig, weil Aleksei German seine Figuren, Szene für Szene, Dialog für Dialog, den ganzen Film immerzu schon dezentriert. Was den Film ausmacht, ist die Intimität, die er erzeugt, zwischen Menschen, im Dunkeln, und wie diese Intimität eine einzigartige Wucht hat. (90cp)