20. Mai 2013
1979: Béla Tarr: Családi tüzfészek (Ungarn)
22 Jahre alt war Béla Tarr, als er diesen Film mit Nicht-Schauspielern drehte. Man hört das Surren der Kamera, drinnen ganz deutlich, aber auch draußen. Nach Bildern von der Straße geht es nach innen. Ins Enge. Ja, Klaustrophobische. Das sagt die Kamera, die Vater, Mutter, Kindern an den Gesichtern klebt, in Großaufnahmen diese Gesichter nicht feiert, sondern sie dem Zuschauer näher bringt, als der sich das wünscht. Ganz beweglich ist die Kamera, aber mit Freiheit hat das nichts zu tun. Der Vater verachtet seinen Sohn, die Schwiegertochter hält es nicht aus, sie will raus, aber hat kein Glück auf dem Amt. Einmal geht es nach draußen, zum Fliegen und Schweben beim Jahrmarkt. Hinterher wird gekotzt. Eine doppelte Vergewaltigung gleich am Anfang, umso verstörender, als daraus nichts folgt. Dokumentarischer Handkameranaturalismus mit Laien und Musikunterbrechung. Sozialistischer Realismus, aber so haben sich dessen Erfinder das nicht gedacht. (70cp)