22. Mai 2013
1980: Glauber Rocha: A Idade da Terra (Brasilien)
Jesus mal vier und zig Mal dasselbe. Wiederholung, Ritualistisches, Performances drinnen, draußen, die Kamera performt mit, schwankt und schwenkt, zoomt, lässt sich treiben, treibt an, so wie auch Glauber Rocha selbst die Darsteller antreibt, Jesus mal vier und vor allem den blonden Teufel mit massigem Körper: John Brahms. Die Sonne geht auf am Anfang, ins Mythische aber mischt sich bald die äußerst konkrete Politikerzählung auf der Wohnzimmercouch. Mit Wucht setzt Rocha Szene für Szene mit Schauspielern, die fast außer sich sind, in den Sand, an den Strand, auf die Straßen, in die Riesenbaustelle und oft ist es, als spielte er mit dem Überlebensgroßen der Performances gegen einen gleichgültigen, leicht verwunderten Alltag im Hintergrund an: Das ist der Riss, der in den Bildern selbst sichtbar wird. Ein armes Kino, das sich ungeheuren Reichtum anmaßt, das Revolution spielt, sich als Behauptung aufstellt und zuletzt, nach zweieinhalb Stunden, ist man, mit den Nerven am Ende, fast so weit, an Jesus und Glauber Rocha zu glauben. (75cp)