29. Mai 2013
1983: Paul Verhoeven: De vierde man (Niederlande)
Ein Mann spinnt sich so manches zusammen, ein Mann der Schriftsteller ist und von Amsterdam zur Lesereise in die Provinz aufbricht. Am Bahnhof schon schürzen sich allerlei Knoten. Er hat Visionen – in denen er tötet, oder an Toten vorbeikommt, die seinen Namen tragen. Aber auch immer wieder eine Marienvision. Er begehrt einen jungen Mann, aber auch ganz buchstäblich Jesus, der überall ist, und geht einem Kruzifix an die Wäsche. Das alles hitchcockisiert musikalisch, die Kamera von Jan de Bont schleicht, lauert, oft höchstens halbhoch. Es gibt Blut und Tomaten und Rosen und Blüten. Sex auch. Durchstoßene Augen. Und Kastrationsangst, mehr als buchstäblich. Und Super-8-Filme der scheinbar harmlosen Art: Fallschirmsprung, Safari, Motorbootfahrt. Und Ehemänner, allerdings tote. Implizites wird immer wieder sehr explizit, alles drängt, drängt heran, ohne je verdrängt gewesen zu sein. Jede Andeutung wird übererfüllt, wie überhaupt Paul Verhoeven das Überdeutliche zu einer Kunstform macht: Es bedeutet so sehr, dass sich der Sinn schon wieder verliert. (72cp)