5. Juni 2013
1986: Manoel de Oliveira: Mon cas (Frankreich, Portugal)
Ein Mann sprengt auf die Bühne und hat auf ihr nichts zu suchen. Aufgeregt spricht er von «seinem Fall», eine Darstellerin, der Pförtner, schließlich der empörte Autor treten auch auf. Das ist aber nur der erste Durchgang. Im zweiten dasselbe noch einmal, aber stumm und schwarz-weiß. Dazu Voiceovertext von Beckett, mit Maden. Dritter Durchgang: Wieder Farbe, wieder Ton, aber der ist unverständlich gedubbt. Auch tritt aus den leeren Rängen ein anderer Mann auf, stellt einen Tisch hin, zeigt Filmbilder von sterbenden Menschen: das Elend der Welt. Vierter Teil, noch immer Theater, aber Häuser, Müll, zerbeulte Autos als Kulisse. Hier nun Hiob, der in den Worten der Bibel seinen Fall schildert. Deklamatorisch der Ton, das Kino, das sein Verhältnis zum Theater zuvor durchgespielt hat, verbeugt sich nun in ausgefuchster Artifizialität, die auch vor einem Blitz in den nach wie vor leeren Rängen nicht Halt macht, vor der Sprache der Bibel aus dem Mund von Luís Miguel Cintra. Insgesamt: Intellektuell aufregende Schwerstarbeit an der Dispositivreflxion. (75cp)