14. Juni 2013
1990: Darius Mehrjui: Hamoun (Iran)
Ein Mann löst sich auf: in Träume, Flashbacks, Halluzinationen, Tobsuchtsanfälle. Die Blätter der unvollendeten Dissertation über Abrahams Sohnesopfer cum Kierkegaard flattern übers Geländer davon. Hashid Hamoun ist der Name des Mannes. Seine Frau will die Scheidung, das ist der Auslöser der Dissoziation, die in Mord- und Selbstmordversuch endet. Wild ist die Reise des Films, der nicht gern erklärt, sondern lieber mit nur bedingt aufgeschlüsselten Bildern konfrontiert. Fische zu Füßen, Zwerge in Dünen, gesichtsloser Kopf, Mediziner im rasenden Rollstuhl, das aber alles mitten im iranischen Alltag. «Ich» sagt Hamoun, dieses Ich und seinen Zerfall nachzuzeichnen bemüht ist der Film. Das Aufziehen des Rahmens in die Objektive verweigert Mehrjui, die Grenze zwischen dem, was wirklich ist und dem, was Hamoun fantasiert, ist nie ganz stabil. Darum nur Fragmente einer möglichen anderen Sicht. Und man bleibt recht allein mit seiner affektaufwendigen Desidentifikation: Nicht mein Held, dieser Mann. (75cp)