19. Juni 2013
1992: Mitsuo Yanagimachi: Ai ni tsuite, Tokyo (Japan)
Ein sozialrealistisches Drama um Chinesen in Japan und ihre Diskriminierung. Sozialrealismus jedoch in vollendeter Form. Und diese Vollendung der Form, die aber nicht die Form des Sozialrealismus ist, schlägt zurück auf den Film und nobilitiert ihn. Aber nicht nur den Film, sondern auch die Figuren. Macht sie nicht zu Subjekten – das sind sie schon auch, jedenfalls nicht einfach nur Opfer –, sondern gibt ihnen die Würde, Figuren zu sein, um die sich jede Einstellung bemüht. Noch großartiger ist: Diese Mühe wird nicht als Anstrengung spürbar. Es ist so viel Luft und Zeit in den Einstellungen, die doch haargenau hinkadriert sind. Wie von selbst ergeben sich die schlüssigen Bilder von Menschen als Schatten auf Rädern, als winziges Paar in der Natur unter der riesigen Autobahnbrücke, die Körbe voll Silber, die Tötung der Kühe Schuss für Schuss für Schuss und in Reihe und Glied an den Haken dann die Tiere mit abgezogener Haut. Vom Tier zum Fleisch. Sozialrealismus als Formfrage. (84cp)