21. Juni 2013
1993: Alain Cavalier: Libera Me (Frankreich)
Wortlos. Weltlos. Was bleibt: sind Körper, Teile von Körpern, Dinge (auf den ersten Blick erkennbare Dinge, auf den ersten Blick nicht erkennbare Dinge), Gesichter. Was sich aufdrängt: die Grenzen, die Rahmen, die Enge der Kadrierung. Was hyperpräsent ist: Klänge, Geräusche, so deutlich, so scharf, dass jedes Wort dagegen vage sein müsste. Was man erschließt: Kontexte, eine Narration, eine «Geschichte». Davon gewährt Cavalier nur das Nötigste, noch den Familienzusammenhang muss man erschließen. (Es gibt also auch: die Weigerung.) Wiederkehrende Motive und Themen sind Folter, Widerstand, malträtierte Körper, erschöpfte Gesichter. Waffen, auseinandergenommen, zusammengesetzt. Schüsse fallen. Menschen in Uniform. Darf man sagen: «Es geht um …»? Libera me fordert den Kommentar und verbietet ihn. Sakrales Kino, das aber nicht Meditation oder Anbetung verlangt. Am besten nimmt man als Betrachter die Haltung eines Boxers ein, der jederzeit mit dem nächsten Schlag rechnet. (74cp)