1. Juli 2013
1997: Marco Bellocchio: Il principe di Homburg (Italien)
Die Innenwelt der Innenwelt: Das Draußen, den Krieg verlegt Marco Bellochio in den Hintergrund, der oft in ein (wie) gemaltes Ungefähres verschwimmt. Meist ist es außerdem Nacht, und wenn nicht alles täuscht, gibt es im ganzen Film nur «natürliches» Licht aus vorelektrischer Zeit. So entsteht zusätzlich Intimität, in die hinein Kleists Tragödie des Befehls (eine Tragödie mit gewollt glücklichem Ausgang) verlegt wird. Der interessante Strukturknäuel aus Zuwiderhandlung im Geist des Befehls, dem Ineinander von Feigheit und Mut, Handeln aus Liebe und/oder Einsicht in mehr oder minder kategorische Imperative wird so zum Kammerspiel aus Körpern, Worten im sanften Helldunkel von Kerzen und Mondlicht. Bellocchio hat, könnte man sagen, aus einem Theaterstück ein Gemälde gemacht und die Darsteller sprechen den Text ohne die mindeste Spur von Kothurn. Kleist hätte das schwerlich gefallen, dass einer seinen Prinzen so vom hohen Ross der Prinzipienreiterei reißt. Gerade darum ein grandios schöner Film. (82cp)