10. Juli 2013
2001: Mike Nichols: Wit (USA)
Verwicklung: Wer wird hier wie adressiert? Das Stück von Margaret Edson versteht sich als Advokatur für humaneren Umgang mit Krankenhauspatientinnen und -patienten. (IMDB: «The film is often shown at medical colleges as an example of how doctors and researchers should not behave.») Geradezu gewaltsam wird aber auch der berufliche Hintergrund der an Eierstockkrebs sterbenden Heldin adressiert: Sie ist Professorin mit einem Schwerpunkt auf den Metaphysical Poets und besonders John Donne – deren Spezialität ist der Wit, den das Stück und der Film freilich auf ein Thema reduzieren: death, thou shalt die. Der Film aber: Die Figur, von Emma Thompson mit allem denkbaren Einsatz von Sprache und Körper gespielt, fällt, ja springt aus der Rolle und adressiert ihren Text – «dies nun meine letzten zusammenhängenden Worte». Mike Nichols kennt bei alldem als Regisseur keine Gnade und wählt von der ersten, ganz eng kadrierten Einstellung an das Draufhalten als Konzept. Im Ergebnis ist das auf mehr als einer Ebene too much – trotzdem oder womöglich gerade darum kann man sich der Dringlichkeit des Ganzen nicht wirklich entziehen. (62cp)