29. Juli 2013
2006: Marwan Hamed: Omaret yakobean (Ägypten)
Stoff für eine ganze Soap-Opera-Staffel steckt in diesem Film, der zwar zweieinhalb Stunden lang, für die Unmenge Material, die er versammelt, aber sehr kurz ist. Liebe, Hass, Verrat, Gewalt, keine Aufwallung des Gefühls fehlt. Durch und durch trivial mit rasenden Aufschwüngen, abrupten Wendungen, Mangel an Plausibilisierung, Orchester und Geigen aus heiterem Himmel. Einerseits. Andererseits aber bleibt kein umstrittenes Thema unverhandelt: Sexuelle Belästigung bis zur Vergewaltigung, Korruption, Folter, Homosexualität, salafistischer Fanatismus, all das und noch viel mehr stopft Regisseur Marwan Hamed – bzw. schon der Autor der Romanvorlage Alaa Al-Aswany in ein einziges Haus in Kairo, das titelgebende Yacoubian Building, das nun randvoll ist bis auf das Dach mit allem, was Ägypten bis heute – und heute erst recht – politisch und gesellschaftlich umtreibt. Dass die trivialen Muster gegen jede Erwartung bis ins Expliziteste mit tabuisiertem Stoff gefüllt sind, ist dabei kein Problem, ergibt vielmehr aufregende Verfremdungseffekte. (74cp)