2. August 2013
2008: Aleksei Balabanov: Morfiy (Russland)
Der Arzt kommt an. Er ist jung. Wir sind irgendwo in Sibirien. Ein Häusergeviert, Schnee, ein Rutschen und Schliddern beim Eilen von Haus zu Haus, von der Privatwohnung, wo die Musik läuft, ins Krankenhaus, wo neben anderem auch amputiert wird. Der Arzt im Geviert legt sich ein Laster zu: eine Morphiumabhängigkeit. Die Krankenschwester schimpft erst, schläft dann mit ihm, spritzt zuletzt mit. Es ist Erster Weltkrieg, wovon man im Geviert wenig, aber auch nicht nichts mitbekommt. Morphium wird knapp, man braucht es an der Front. Die Kulaken ahnen, was kommt, lachen darüber und spielen Klavier. Morfiy ist ein Atmosphärefilm. Die fabelhafte Tonspur schlägt, rumpelt, knistert. Einmal wird nachts in Sturm und Schnee der Schlitten von Wölfen gejagt. Der Arzt zittert, amputiert, kotzt. Wir zittern, amputieren, kotzen mit. Als er dann selbst ins Krankenhaus geht, wird der Arzt zum gemeingefährlichen Patienten. Es endet im Kino. Gut endet es nicht. (78cp)