5. August 2013
2009: Matías Piñeiro: Todos mienten (Argentinien)
Alle lügen (wie der Titel verspricht)? Kann gar nicht sein. Um von Lüge zu sprechen, bedürfte es ihres Gegenteils, der Wahrheitsrede. Die aber hat in diesem Film keinen Ort. In Wahrheit ist es nämlich so: Alle spielen. Oder sprechen Text, der Realität nicht abbildet, sondern schafft. Als Fiktion. Eine diktiert einen Roman, aber später verstricken sich alle in Geschichten, die sie im Erzählen erfinden. Hier, in dem Haus auf dem Land, in einem Irgendwo, das etwas Utopisches hat, in einer Gemeinschaft von Nachnamenlosen – Hélena, Monica, Isabel, Camilo, Chas und so weiter –, erfinden auch diese ihre Verhältnisse mit jedem Wort, jeder Handlung, jedem Kuss, jeder vorgetäuschten Ohnmacht neu. Nichts – und alles – ist, was es ist. Manches ist aus den Augenwinkeln gefilmt. Vieles ist oder scheint als Spiel noch am Set entstandenes Spiel, erfunden aus Momenten heraus. Am Ende ein zungenbrecherisches Lied, gemeinsam gesungen. Ein wenig zungenbrecherisch ist das Ganze in seiner unbündigen Art auch für den Betrachter. Nervt so auf inspirierende Art. (65cp)