15. Mai 2010
1908: Johann Schwarzer: Das eitle Stubenmädchen
Kann das denn sein, fragen wir uns, dass wir jetzt schon im 14. Jahr (mindestens) der Filmgeschichte sind und immer geht es nur gesittet und anständig zu? Kann eigentlich nicht sein und aus unerwarteter Richtung naht Hilfe und wird etwas produziert, das ist nicht safe for work, dafür versaut und erotisch. Eine Behauptung, die man, zugegeben, mit einem Körnchen Viagra nehmen muss, nach heutigem Maßstab. Die unerwartete Richtung jedenfalls ist Österreich. Die dortige überhaupt erste Film-Produktionsfirma hat ihren Sitz in Wien und trägt den Namen Saturn. Ein Mann steckt dahinter, namens Johann Schwarzer, der für die bessere Gesellschaft «pikante bzw. Pariser Herrenabend-Films» wie am Laufband herstellt. 52 Filme sind es sicher, davon sind 26 erhalten. Fünf Jahre währt, von 1906 an, das Treiben, dann schreitet die k.u.k-Obrigkeit ein und macht ein Ende. Auf der ohnehin sehr empfehlenswerten Website Europa Film Treasures findet man einige im mustergültigen Zustand restaurierte Saturn-Filme (leider nicht einbettbar), mindestens einer immerhin hat sich in wilde Gewässer – in die Niederlande, kein Wunder – davongemacht.
Die wenig überraschende Eigenart der Saturn-pinku-eigas besteht darin, dass mit großer Verlässlichkeit die Damen (und nur sie) sich mal früher, mal später zu voller frontaler Nacktheit entkleiden. Anlässe finden sich, sei es am Strand, im Fotostudio, oder hier, in Das eitle Stubenmädchen, aus Nachahmungstrieb. Mitten im Zimmer ruht eine marmorne (?) Schöne nackt auf der Couch. Das Stubenmädchen hält, wie wir sehen, den Vergleich spielend aus.