26. Mai 2010
1911: Francesco Bertolini, Adolfo Padovan, Giuseppe de Liguoro: L’inferno
Schauwerte in Zeigeform: Arme, vom meist steifen Körper gestreckt, grüßend, abwehrend, rauf, runter, seitwärts weisend. Aufrechte Körper über Abgründen, in denen sich halb oder ganz nackt krümmt und schlängelt und windet und vergeblich nach oben reckt, was den Abgrund verdient hat. L'inferno: eine Superproduktion als Klassiker-Bewegtbildillustration. Nach Gustave Doré und dessen Nichtbewegtbildillustrationen.
Narrativ funktioniert L'inferno sehr simpel. Beatrice, die dann leider, weil der Film es beim Inferno-Teil belässt, nicht mehr auftaucht, Beatrice mit Schwirr-Halo am Kopf führt Dante aus dem Limbo – wo jener auf Ewigkeit halbverdammt gammelt – Vergil als Führer durch die Unterwelt zu. Die beiden bewegen sich dann im Gebirg, zwischen erklärenden Schrifttafeln zum einen und den sich im Abgrund Windenden zum anderen. Auch mal böses dreiköpfiges Zerberustier. Auch mal Luzifer, mit Menschenkind im Mund. Zweimal gibt es Flashbacks, die naturgemäß enttäuschen, weil sie der Vorstellung der Macher von der historischen Wirklichkeit, nicht von der Hölle ähnlich sehen. Sonst aber: Schreiten, Zeigen, Blicken. Schreiten, Zeigen, Blicken. Tableau auf Tableau. Kino der Attraktionen, denen es an der Erhabenheit, die sie einst besessen haben mögen, aus heutiger Sicht eher mangelt. Schauwert in diesem post-Meliès-Spielfilmfall: metaphysischer Spezialeffekt-Hokuspokus.