spielfilm

24. August 2015

Cameroun fa mal Filmhinweis für Berlin: Le Président (2013) von Jean-Pierre Bekolo

Von Bert Rebhandl

© Jean-Pierre Bekolo

 

50 Milliarden Euro pro Jahr, dieses Zahl las ich neulich in der Süddeutschen Zeitung. Sie bezeichnet die geschätzte Summe, die jährlich in Afrika von den Eliten abgezweigt wird. Paul Biya, seit 1982 Präsident von Kamerun, ist ein Beispiel.  Aktuell findet man im Netz Berichte über zwei Maybach-Autos im Wert von 700 000 Euro, die dem präsidentiellen Fuhrpark hinzugefügt wurden. Die Filmemacher in Kamerun arbeiten sich an diesem Präsidenten, der sich mit manipulierten Wahlen an der Macht hält, ab. Jean-Pierre Bekolo hat vor zwei Jahren die Satire Le Président gedreht, die im Land offiziell verboten ist. In den kommenden Monaten wird Bekolo als DAAD-Stipendiat in Berlin sein, heute und morgen zeigt er im Arsenal drei seiner Filme.

Le Président geht von einem Skandal aus: Kurz vor den Wahlen verschwindet der Präsident, alle Welt fragt sich, wo er ist. Es stellt sich heraus, er hält innere Einkehr, in einem doppelten Sinn: Er macht sich Gedanken darüber, wo er vom Weg abgekommen ist (ein früherer Mitstreiter berichtet vom Idealismus der Jugendjahre), er besucht seine verstorbene Frau und einen bekannten Rapper, lässt sich über die Lage im Land ins Bild setzen, indem er im Land herumfährt.

Zugleich wird diese Erfahrungsreise von Medienberichten begleitet, in denen Bekolo sich, teilweise in Split Screens, über die Hysterie lustig macht, die das Fehlen des Präsidenten ausmacht: Expertenmeinungen zu Sukzessionsfragen, aber auch durchaus ernst zu nehmende Interventionen. Paul Biya muss wissen, was Sache ist, und wenn der Film auch andeutet, dass eine Paranoia der inneren Zirkel (überall droht eine «Operation Brutus») den Präsidenten lähmt, so könnte er doch immerhin auf diesem Weg erfahren, was ihm auch insgesamt nicht ganz entgangen sein kann: Cameroun fa mal, Kamerun geht es schlecht. Tolle Musik nebenbei, unter anderem von Georges Telek.

 

Le Président (2013) von Jean-Pierre Bekolo wurde von der Berliner Weltfilm koproduziert

Termine im Arsenal: 24. August 19.30 Le Président, 21.00 Quartier Mozart, 25. August 20.00 Les saignantes

Das Nomadenkino zeigt am 3. September ein Soli-Screening mit dem Regisseur Richard Djif, dessen 139 ... les derniers prédateurs ebenfalls in Kamerun verboten ist