spielfilm

6. Januar 2013

Das war 40 Judd Apatow

Von Simon Rothöhler

© Universal Pictures

 

Das war also 40, Judd Apatows neuer Film, der im März unter dem Verleihtitel «Immer Ärger mit 40» auch in den deutschen Kinos starten wird: ein hochinteressanter Rorschachtest für unsere Wertschätzung der jüngeren US-Komödie, weil hier so offen wie nie zuvor gegen das rebelliert wird, was an ihr zu lieben ist — das Verhältnis zu einer bestimmten (Traditions-)Form des Formatiertseins als Konfektions-, Massen-, Genreware. This is 40 ist Apatows Cassavetes-Film, viel mehr noch als der anders und unendlich besser konfessionelle Funny People, in dem allein schon Adam Sandlers komödienphysische Resistenz jeder Komplettauflösung ins Privatistische einen Riegel vorschiebt. Im aktuellen Film bleibt hier nur noch die grandiose Komödienlust, der obszöne Komödienkörper von Melissa McCarthy: abgeschoben in die Outtake-Credits (das Vergnügen am sturen Weiterspielen, auch wenn die Einstellung längst geschmissen ist und alle anderen bereits Off-Character sind; tolle Komödiantin, unzerstörbar in ihrer Grundheftigkeit). Albert Brooks, Jonathan Lithgow haben schöne Reminiszenz-Auftritte im Detail und auch die wenigen Sekunden zwischen Jason Segal und einer souverän-selbstironischen Megan Fox haben Potenzial für einen Film (The Zero-Year Engagement), den ich gerne sehen würde. Der Rest ist erschütternd konservativ, oft auch langatmiger Rückzug in die Familienprivatdramakomödie, in die relative Existenz- und Selbstsorge derjenigen, die ein großzügiges Anwesen, den Zweit-BMW vielleicht doch nicht so schnell werden abbezahlen können. Unschön dann beispielsweise auch, wie «die Asiatin», die in Leslie Manns lächerlichem Fashion Shop arbeitet, getypecastet ist, für ein paar billige Dialogwitze herhalten muss. Rassismus ist vielleicht ein zu großes Wort, aber die Scherze auf ihre Kosten gehen eindeutig in eine falsche Richtung, was auch auf Leslie Mann zutrifft, die in ihrer kalifornischen Abgemagertheit nicht mehr parodierbar scheint und deutliche Limitierungen als Schauspielerin ihrer selbst erkennen lässt (von Maude Apatow ganz zu schweigen). Ironisch wiederum scheint mir, dass Apatow von einflussreichen Teilen der US-Kritik plötzlich jene auteuristische Anerkennung zuteil wird, die ihm als Kommerzkomödienregisseuer/-produzent zuverlässig versagt geblieben ist. Die, die seine Filme (auch und gerade die von ihm protegierten) für ihre uramerikanische Erdung mochten, für das, was sie neben standardisierter Erwartungserfüllung zusätzlich, aber nicht ersatzweise zu leisten wussten, stehen nun deutlich enttäuscht vor einem «persönlichen» Film, der in purem Neobiedermeier ausläuft. Wenn das 40 ist, möchte man so alt nie werden. 

This is 40 (Judd Apatow) USA 2012