10. Dezember 2011
Gespensterprotokolle, Roaming Zu Mission Impossible 4
«Phantom Protokolle» erreichen diesen Agenten stets im Medium des forcierten Product Placement. Ein geschlossenes System beinah, aus den optischen und akustischen Signalen, dem Aufblinken und Surren von iOS5. MI6 & Co. waren gestern: Die Zentrale des Films sitzt in Cupertino, Kalifornien; nur selten darf das BMW-Logo auch mal ins Bild, dann oft etwas albern futuristisch gepimpt. Es ist nichts Neues, dass Actionfilmwelten beliebte semiotische Environments für Markenplatzierungen darstellen, dass kinetischer Hightech alle möglichen Waren mit hochwertigen Mucken aufladen kann. Die Omnipräsenz von GPS-Ortung und Touchscreen-Haptik im aktuellen MISSION IMPOSSIBLE-Franchise hat vielleicht dennoch eine neuartige Qualität, weil hier buchstäblich jede Actionsequenz, jede Handlungskette ihren ganz speziell designten Apple-Moment hat. Auch eine Form, die alte Gleichung cum shot = money shot zu interpretieren. Was dabei passiert: eine Art Innehalten des Films. Das Logo zu sehen, es im Bild fixieren zu können, scheint ihn zu beruhigen, fit zu machen für das nächste Game Level. Ja, ich bin noch da, du kannst jetzt weiter durch den Wüstensandsturm rennen, Hochhausfassaden entlang klettern, feindliche Closed-circuit-Systeme usurpieren, irgendwas in Bukarest, Bombay, Dubai abklären. Auch die touristische Dynamik des Films folgt trotz umständlich aufgestellter Kalter-Kriegs-Attrappen keiner bipolaren Logik. Hier regiert das global simulierbare Heimnetzwerk. Was wären wir ohne Data Roaming. Gespensterprotokolle.
Mission Impossible – Ghost Protocol (Brad Bird) USA 2011