spielfilm

14. Juli 2013

Erntehilfe Summer Stock (1950) – ein Lieblingsfilm von Frieda Grafe im Arsenal

Von Bert Rebhandl

© MGM

 

In einer Liste von dreißig Lieblingsfilmen, die Frieda Grafe einmal zusammengestellt hat, findet sich auch das Musical Summer Stock von Charles Walters aus dem Jahr 1950, mit Judy Garland und Gene Kelly. Eine Phantasie über das agrarische Amerika und den Broadway, in der die Theaterleute, die eines Tages bei Jane Falbury auf dem Hof auftauchen, weil sie in der Stadt keinen Probenraum haben, auch beim Melken und Schweinefüttern aushelfen müssen.

Alles ist ganz klassisch auf Gegensatzpaare aufgebaut: zuerst einmal die beiden unterschiedlichen Schwestern Falbury, die bodenständige Jane und die kapriziöse Abigail, die neuerdings gern Schauspielerin wäre und die Truppe von Joe Ross (Gene Kelly) mitgebracht hat. Dann die beiden ersten Familien des Ortes, die Falburys und die Wingaits, von zweiteren erfahren wir beiläufig, dass sie seinerzeit den «second land grant in this area» erhielten (die Falburys also den ersten, sie sind damit die ursprünglichere Familie, auch wenn inzwischen Jane den Hof führt und ein Patriarch fehlt). Orville, der nervöse, auf Saatgut allergische Sohn des alten Wingaits, ist seit vier Jahren mit Jane verlobt, doch die will zuerst ihre Schulden bei dem designierten Schwiegervater abarbeiten.

Dazu braucht sie einen Traktor, muss sich also noch mehr verschulden. Über den Traktor Earthbuster wird im Netz eine eigene Debatte geführt, Product Placement war damals noch nicht üblich, das Firmenschild wurde sogar ausgetauscht. Bei einem Square Dance wird der grundsätzliche Gegensatz deutlich: Stadt gegen Land, Tradition gegen Jazz, moderne Sitten gegen ewigliches Heartland.

Dass Jane die ideale Hauptdarstellerin für das Musical ist, das «that Ross fellow» (Orville, schon eifersüchtig) einstudiert, wird schnell deutlich. Eine Reihe von Missverständnissen verzögern das unausweichliche Bühnenhappyend, super die Szenen, in denen die Theaterleute auf dem Hof ihren Aufgaben nachgehen (mit dem «gay, impetuous fool» Herb, eigentlich Buchhalter der Truppe, geht schließlich der Earthbuster durch).

Man sieht in vielen Details sehr schön, wie damals das Studiosystem funktionierte, etwa an der Figur der alten Esme, Haushälterin der Falburys, die immer wieder beiläufig witzige Szenen hat, als hätte sich da jemand eigens darum gekümmert, als hätte es ein kleines «character assignment» gegeben, wie das heute bei Fernsehserien üblich ist.

Die beste Szene, eigentlich eine für die Ewigkeit, hat Gene Kelly ganz allein. Nach einer Probe bleibt er noch ein wenig in der Scheune, entdeckt dort eine knarrende Planke, und entwickelt daraus ganz spontan und nur für sich eine wunderbare Step-Nummer, die er für das Musical im Film gar nicht braucht, denn dieses ist strikt Broadway, und referiert auf die ländliche Welt nur mit einer Ulknummer.

Die große Weisheit von Summer Stock verweist auch wieder auf ein sich ergänzendes Gegensatzpaar: «Remember, neighbor, when you work for Mother Nature, you get paid by Father Time.» So lässt sich ein glückliches Ende auch begründen.

Summer Stock wird heute, 14. Juli 2013, um 21.15 im Arsenal gezeigt; Einführung: Wenke Wegner. Eine DVD ist aus den USA von Warner erhältlich