spielfilm

13. Januar 2017

Heimholung Filmhinweis für Berlin: A Deusa Negra (1979) von Ola Balogun

Von Bert Rebhandl

Der «schwarze Atlantik» war eine Weile ein prominenter Topos in den Kulturwissenschaften. Ich erinnere mich an eine Ausstellung im HKW, mit einem ziemlich interessanten Katalog. Dass dazu längst nicht alles gesagt ist, zeigt der lange Zeit weitgehend verschollene Film A Deusa Negra von dem 1945 geborenen nigerianischen Regisseur Ola Balogun.

Er erzählt von einer Reise aus Nigeria nach Brasilien, die zugleich eine Rekapitulation der Sklavenerfahrung darstellt. Der Protagonist Babatunde erhält von seinem Vater auf dem Totenbett den Auftrag, den Kontakt zu einem Zweig der Familie wiederherzustellen, der im 19. Jahrhundert, nach der Abschaffung der Sklaverei, nicht nach Afrika zurückkehrte, sondern in Brasilien blieb.

Babatunde, der sich als «Wiedergeburt der Vorväter» begreift, macht sich auf den Weg. In Rio ist er anfangs noch ganz Tourist, der mit dem Fotoapparat durch die Stadt streift, und nach einem Candomblé-Tempel sucht. Dazu muss er aber in die Favelas. Er trägt ein Holzamulett der Göttin Yemoja bei sich, das ihm den Weg zeigen soll.

 

A Deusa Negra

 

Die erste Hälfte von A Deus Negra enthält einige mehr oder weniger dokumentarische Passagen, in denen Babatunde zuerst einen Candomblé-Tempel und dann eine Sambaschule kennenlernt. An beiden Orten bekommt er eine Vorführung. Er lernt zwei Frauen kennen: Wilma und Elisa. Aus Elisa spricht die Göttin Yemoja. Sie weist ihm den Weg nach Bahia, er soll einen Ort namens Esmeraldo aufsuchen. Arnaldo, der Elisa gern heiraten würde, drängt sich als Begleiter auf, die Rivalität zwischen den beiden Männern wird später dramatisch aufgelöst.

Schließlich erreichen Babatunde und Elisa den von einem «schlechten Zauber» bestimmten Ort Esmeraldo im Busch. Dort kommt dann der Zeitsprung, eher eine Trancerfahrung als eine Zeitreise auf der Linie der Reinkarnationen, im Kino macht das keinen Unterschied: es läuft auf eine Rückblende hinaus. Babatunde ist nun ein Sklave namens Oluyole, und Elisa heißt Amanda, sie muss im Herrenhaus aus dem weißen Patron zu (auch sexuellen) Diensten sein.

Indem Babatunde die Erfahrungen der Vorfahren noch einmal durchlebt, und das fehlende Glied der Familie wiedertrifft, schließt sich der Kreis. Mit dem Amulett der Yemoja endet der Film. Die Göttin hat sich als gute Führerin erwiesen.

 

Das Arsenal zeigt ab heute die erhaltenen und restaurierten Filme von Ola Balogun. A Deusa Negra läuft am Samstag, 14.01., um 18.00 in einer 35mm-Kopie der Cinémathèque francaise

Das Filmkollektiv Frankfurt hat sich entscheidend um das Werk von Ola Balogun bemüht und auch eine Publikation dazu vorgelegt

Der Soundtrack von A Deusa Negra ist digital hier erhältlich

Im Wikipedia-Eintrag zu Religion der Yoruba findet sich ein Link zu einer Vorlesungsmitschrift meines Freundes Hans Gerald Hödl, in dem mehr über Yemoja zu erfahren ist