spielfilm

4. Oktober 2013

Satellite’s gone Zu Gravity von Alfonso Cuarón

Von Simon Rothöhler

© Warner Bros. Pictures

 

So still und leer der Raum. Dagegen heroisch anredend: Clooneys ohne Amplituden vorgetragener Komödientext, eine immer abstrakter werdende Aufforderung zum trotzdem Weitermachen. Selbst Sandra Bullocks Träne ist isoliert und steht als 3D-Skulptur im Raum. Als suche sie Anschluss an ein kommunizierbares Gefühl. Aber da ist nichts, an dem man sich festhalten könnte. In der wahnwitzig digitalgemorphten Kontinuität dieses Films gibt es kaum einen wahrnehmbaren Schnitt. Die Grenze fehlt ja auch als Idee, weil das der philosophische Punkt des Weltraumfilms ist. Hier ist endloses Innen ohne Außen. Was bleibt sind Relationen, auch herstellbare, soziale. Zwei Körper durch ein Seil verbunden, sich anziehend und abstoßend, in unkalkulierbaren Intervallen. Wäre nur mehr Gravität. Weil die verlässliche Verbindung fehlt, bleiben nur konsternierte Point of Views. Man blickt dann mit Bullock durch die Scheiben eines im mehrfachen Sinn als Leinwand fungierenden Astronautenhelms in die Unendlichkeit. Selbst dieser Sprung in ein relatives Innen kommt schnittlos daher, unmerklich ist der Zuschauerblick in den Helm eingefaltet worden und auf dem semitransparenten Visiermaterial vermischen sich projizierte Daten mit herbeigeatmetem Beschlag. Menschen wollen Spuren hinterlassen. Hinter den digitalen Zeichen, auf der Folie des Atemabdrucks rotieren die Sterne. Gleichmütig, wenn Wohlgefallen, dann interesseloses. Alle 90 Minuten kommt Weltraumschrott vorbei und generiert erhabene Blockbustermomente, die ihren Zabriskie Point gesehen haben. Dann ist es wieder still und leer und die finale Geburtsmetaphorik weist sich als reiner Dezisionismus aus. Hier und jetzt soll etwas sein. Nicht nichts.

Gravity von Alfonso Cuarón (USA 2013)