23. Juni 2009
Soderbergh Pitt Moneyball Lektion
Im aktuellen cargo-Heft denkt Michael Sicinski über die seltsame Position des amerikanischen Filmemachers Steven Soderbergh nach und versucht, ihn als neoliberalen Auteur zu begreifen, der Auftragsarbeiten eigenwillig und mit Stil, aber ohne Haltung erledigt. Umgekehrt kann man Soderbergh auch als Sonde betrachten, die sichtbar macht, was das System erlaubt – und was nicht. Sauteure Spaß-Spektakel mit Superstarbesetzung und absurden Casino-Plots zum Beispiel sind drin (und zahlen sich für alle Beteiligten aus). Für einen Vierstünder über Che Guevara braucht's alternative Finanzierungsstrukturen, aber er ist in die Hollywood-Distribution teilweise überführbar. Jetzt aber, mit seinem neuesten teuren Studioprojekt, scheint Steven Soderborgh mit Wucht vor die Wand gefahren. Moneyball sollte der Film heißen, um Baseball – genauer: Baseball-Statistik – sollte es gehen, 57 Millionen Dollar (also nicht so wahnsinnig viel nach derzeitigen Maßstöben) kosten, Brad Pitt hatte für die Hauptrolle zugesagt. Das ganze klang, vom Thema her und auch aufgrund Soderberghs Ankündigung, er wolle mit Animationen arbeiten, schon eine Weile etwas seltsam. Der Drehbeginn stand jetzt aber kurz bevor, da zog die Sony-Chefin Amy Pascal die Reißleine. Anlass war, hört man, ein typischer auteuristischer Soderbergh-Zug: Er hatte das Drehbuch von Steve Zaillan gründlich umgeschrieben. Und er insistierte auf einem dokumentarischen Handkamera-Stil. Beides ließ Pascal offenbar entschieden genug an den Erfolgsaussichen des Projekts zweifeln. Spekuliert wird auch, dass Brad Pitt – es wäre nicht das erste Mal – der Boden zu heiß geworden ist unter den Füßen. In jedem Fall sieht keiner mehr eine echte Chance für Moneyball. Dafür ist das in jedem Fall: Die Fortsetzung des lehrreichen Karrierewegs des neoliberalen Guerillero Steven Soderbergh.
Bei The Playlist, einem vergleichsweise seriösen Hollywood-Gerüchte- und Nachrichten-Blog kann, wer mag, die jüngsten Entwicklungen beispielsweise nachverfolgen.