spielfilm

27. August 2010

Will Tear Us Apart Die Liebe der Kinder von Franz Müller

Von Simon Rothöhler

© 2PILOTS

 

Die Liebe der Kinder beschämt die Liebe der Erwachsenen, weil hier gilt: Baumschule trifft Hochschule, was man lange Zeit herbeikonstruiert finden kann, weil es zunächst gar nicht forciert plausibilisiert wird, weshalb sich die spröde Wissenschaftshistorikerin überhaupt einlässt mit einem Mann, der in Bibliotheken zuerst nach dem Eintrittsgeld fragt. Hat man ja schon oft gesehen, wie eine solche Paarasymmetrie im Kino erzählt wird und wie da von Anfang an eine ziemlich durchsichtige Dramaturgiefalle aufgebaut wird, in die die Figuren dann auch prompt hineinlaufen, als würden sie selber nie ins Kino gehen und nicht wissen, dass es immer ein halbintellektueller Verlegerfreund mit kiloschwerer Persolhornbrille ist, der dann in ganz kleinen, ganz fiesen Gesten insinuiert, dass das nun aber wirklich kein satisfaktionsfähiger Partner ist. Es ist nicht die Sex and the City-normalisierte Genderpointe, sondern tatsächlich die transparente Idee, einen Teenagerspiegel auf die Erwachsenen zu richten, die Die Liebe der Kinder dann doch zu einem ziemlich guten Film macht, weil auch bei denen die Naivität und Überschwenglichkeit in etwas Brüchiges übergeht. Und trotzdem war es das wert und trotzdem fährt man halt jetzt solo in die Ukraine, das Leben schafft Fakten, hinter die man nicht zurück kann. Und dass mal wieder jemand einen Sautet-Film versucht und dann auf eine so präzise Verspieltheit kommt und dass das am Ende sogar alles aufgeht, was doch sehr an den tollen Schauspielern liegt, ist auch prima.

Die Liebe der Kinder (2010) von Franz Müller