editorial

Streiferl

Liebe Leserin, lieber Leser,

vom «Streiferl» und «diesem mechanischen Apparat mit den kleinen Zähnchen» ist die Rede, wenn Peter Kubelka in unserem Gespräch über den bestimmenden Materialaspekt seiner künstlerischen Praxis nachdenkt. Chris Marker kann und will seine Arbeitsmittel hingegen schon länger nicht mehr in diesem Sinn berühren – er photoshoppt Schnappschüsse aus der Pariser Metro, inszeniert Artefakte und Pixel. Auf verschiedenen Ebenen gehen wir in diesem Heft der materialästhetischen Seite des Films, des fotografischen Bildes nach. Auf welche Weise ist «Film» als künstlerische Position historisierbar, etwa im Format «16mm»? Wie blicken wir aus der «digitalen Gegenwart» auf die kanonischen Arbeiten der Avantgarde der 60er Jahre? Und warum glaubt einer ihrer Protagonisten, dass die «Polarhunde polyphon singen»?

Neben Texten zu den aus unserer Sicht wesentlichen Kinostarts der kommenden Monate (Tournée, Le quattro volte, Schlafkrankheit), aktuellen Büchern (von Jim Hoberman, W.J.T. Mitchell, Rob Lowe) und DVDs (der «indische» Lang, Peter Pewas), finden Sie zwei ausführliche Essays, die sich mit Leben und Werk eines revisionistischen Nouvelle Vague-Außenseiters – Paul Vecchiali – und den institutionellen Hintergründen der «Neuen Dokumentarfilmbewegung» Chinas beschäftigen. Wir freuen uns, dass es nun immerhin schon zehn cargo-Hefte gibt und wünschen Ihnen einen auch in filmischer Hinsicht materialreichen Sommer.