crush

Crush Cindy Mancini

Von Georg Gaiser

© Buena Vista Pictures

 

25 Jahre ist es her, dass ich mich in Cindy Mancini verliebt habe. Widerstandslos und unwiderruflich. Wie auch nicht als badischer Provinzbub diesem prettiest girl on campus erliegen, das mir damals in Can’t Buy Me Love entgegen trat?

Doch die Lektionen der 80er Jahre in Gestalt dieser Adoleszenzkomödie waren hart: You got a crush on Cindy? … Well, most living organisms do, but she’s way out of our league. Cindys Schmachten – so will es das Gesetz des Formats, so will es die mitgelieferte Einübung in die Härten des Lebens – galt nicht mir, sondern dem lokalen Football-Star. Ich wiederum, stellvertreten von einem rasenmähenden Nerd, war hoffnungslos unfähig, diese Frau für mich zu gewinnen. Schließlich gilt: Jocks became jocks. Cheerleaders became cheerleaders.

Allzu einfach wäre die Offenlegung der affektiven und identifikatorischen Motive meiner heftigen Zuneigung. Spannender vielleicht die Frage, wie es mir heute erginge, wenn ich dieser Jugendliebe wiederbegegnete. Vor allem, da sie nicht mitgealtert ist, sich nicht ebenso verändert hat. So tritt man sich selbst gegenüber, in Form von Gefühlen, die man allenfalls noch erinnern kann. Oder ist da doch noch was? Ich bleibe also heute zuhause statt auf die Berlinale zu gehen. Statt entspannt und mit der Souveränität des nicht engagierten Herzens dort zeitgenössisches Kino zu verfolgen, erwarte ich nervös die Wiederbegegnung mit Cindy Mancini.

90 Minuten später, der Abspann läuft. Die Musik ist seltsam vertraut, kann aber nicht mehr die Gefühle hervorholen, die sie ein Vierteljahrhundert zuvor in mir eingegraben hat. Es ist wohl wie mit jedem Crush, und sei es der ernsthafteste der Welt: Die Gründe dafür stellen sich immer nur nachträglich ein, geben dem Versprechen, dessen mögliche Wirklichkeit er durch seine Intensität verbürgte, das Gewicht des tatsächlich Erfahrenen. Bevor sie sich mit dem Verschwinden der Liebe allmählich wieder verflüchtigen.

Und doch ergeht es mir anders als Prousts alter ago in der Recherche, das sich angesichts seiner amour perdu zu Albertine vor die große Schwierigkeit gestellt sieht, sich seiner selbst zu vergewissern. Cindy doesn’t live here anymore, gewiss. Wie auch Amanda Peterson, die sie verkörperte, wenige Jahre später die Schauspielerei für immer an den Nagel hängte. Und doch will ich mich nicht lossagen von dem, was Cindy mir bedeutet hat. Oder ich mir? An einer einzigen Stelle vermerkt der Film, wie fragil Cindys Popularität ist. Cindy, das ist in Wirklichkeit: Cynthia. Aber in welcher Wirklichkeit? Ach, Cindy. It’s just tough enough to be yourself.