Copie conforme
«Those environments were at times extremely cramped, extremely hot and airless. But the thing that was so uncanny was, you definitely felt the presence of the people whose house this was, even though of course we were in Jordan, not Abbottobad. It had been so faithfully recreated that it almost brought them to life in a very eerie, strange way», weiß Kathryn Bigelow über das für ihren Film Zero Dark Thirty nachgebaute Bin-Laden-Anwesen zu berichten. Genaugenommen handelt es sich hierbei um die dritte Rekonstruktion dieser unwirtlichen Betonfestung. Das erste Set stand in Fort Bragg (North Carolina), das zweite irgendwo im gigantischen militärischen Sperrgebiet, das Nevada ist. Beide dienten den SEALS als hochgeheime Probebühne, zu Studien- und Übungszwecken. Alle wussten: Das fragliche Stück würde nach seiner Weltpremiere kein zweites mal zur Aufführung kommen; man hoffte auf geringen Improvisationsdruck. Der Fort-Bragg-Nachbau erscheint in Mark Bowdens detaillierter Schilderung (The Finish: The Killing of Osama Bin Laden, 2012) als äußerst originalgetreue Kopie; bei der zweiten Attrappe ging es nicht um die Details der Anlage, sondern um die Simulation der in Pakistan zu erwartenden klimatischen Verhältnisse. Authentische Hitze- und Luftfeuchtigkeitserfahrungen hätten Bigelow und Drehbuchautor Mark Boal also auch unweit der Sierra Nevada haben können, aber dann wären PR-Sätze wie der oben zitierte nicht mit Wiedergängergeschichten aus dem Nahen Osten aufladbar gewesen. An «Echtheit» im Sinne historischer Referenz hatte Bigelow bislang eigentlich wenig Interesse gezeigt; es ging ihr eher um Immersionsästhetik und viszerale filmische Erfahrungsräume (siehe cargo 02). Dem im Vorfeld zirkulierenden Bildmaterial zu Zero Dark Thirty ist denn auch wenig «dokumentarische» Ambition zu entnehmen – es erinnert eher an Freeze Frames eines High-End-Videogames. Ende Dezember soll die Diegese von Zero Dark Thirty auch als Karte für Medal of Honour: Warfighter downloadbar sein. Die Mit- und Gegenspieler werden dann schon im Film ihre realen Vorbilder kopiert haben. Leon Panetta ist James Gandolfini zugelost worden; ähnlich lustige Besetzungsideen: Édgar Ramirez wechselt im Vergleich zu Assayas’ Carlos-Epos auf die Seite der Anti-Terroristen (nächste Rolle: Simón Bolívar in Alberto Arvelos Libertador); und Chris Pratt, der in Parks and Recreation einen vergnügt zweistelligen IQ in Pawnees nachrangigste Behörde einbringt, muss aufpassen, dass ihm die grimmige SEALS-Miene nicht in die Parodie rutscht). Barack Obama findet bei Bigelow nur als Original-CNN-Zitat ins Bild und die Zielperson könnte sich laut Sasha Baron Cohen auch selbst spielen – beim Barte des Diktators: «Bin Laden has been staying in my guest house ever since they shot his double last year.»