editorial

Follow the money

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit ein erschöpfter Paul Schrader uns einmal ausführlich erzählt hat, wie er den verwirrenden Strömen der Filmfinanzierungen rund um die ganze Welt folgen muss, interessieren wir uns in den cargo-Gesprächen immer auch dafür, wie Filme überhaupt noch möglich werden. Whit Stillman, mit dem wir dieses Mal anlässlich seiner tollen Comeback-Komödie Damsels in Distress gesprochen haben, ist jemand, der viele Projekte gleichzeitig verfolgt, aber eher sporadisch Filme realisieren kann. Damit ist er freilich nicht allein. Albert Brooks, dem wir im DVD-Teil anlässlich seines Auftritts in Judd Apatows This is 40 ein Werkporträt widmen, ist als Komödienregisseur weitgehend aus dem Spiel. Ein ganz anderer Fall ist die Defa-Dokumentaristin Petra Tschörtner, eine der interessantesten Regisseurinnen aus den Jahren der «Wende», aber auch hier haben wir es mit einer diskontinuierlichen Karriere zu tun.

Der Kinoteil weiß auch von gegenläufigen Fällen: von der äußerst langlebigen Karriere von Alain Resnais, von der problematischen Weise, in der Brian de Palma sich im Produktionsexil «treu» bleibt, von der offensiven Lust, mit der Harmony Korine sein Independent-Kino mit globalen Teeniestars auflädt. Ein kleiner Schwerpunkt zum Experimentalfilm bildet dazu ein Gegengewicht: das persönliche, unaufhörliche Filmen von Jonas Mekas, oder das abstrakte, auf zeitliche wie flächige Entgrenzung zielende Pixelpinselwerk von David Gatten.

Spuren eines Dritten Kinos hat cargo von Beginn an verfolgt. Umso besser passt es, dass wir dieses Mal als Vorabdruck aus einem im Sommer erscheinenden Buch einen Grundlagentext zu dieser Fragestellung abdrucken können; aber auch Rudolf Thomes Ansichten zu Yousry Nasrallahs After the Battle gehören in diesen Kontext.

Zu einer Gewohnheit ist es geworden, im ersten Heft eines neuen Jahrgangs das zu notieren, was von der Berlinale bleiben könnte – neue Themen, neue Namen, neue Ideen deuten sich hier an und verweisen schon jetzt auf künftige Hefte