Soundtrack: Soul Kitchen
«Hamburg ist wahrscheinlich die Stadt, in der man außerhalb der USA die beste Soul-Musik hören kann», hat Fatih Akin kürzlich behauptet. Diesen Satz sollte der deutsch-türkische Regisseur nicht in Düsseldorf, München, Berlin oder Hannover wiederholen, alles Orte, die ebenfalls über eine rege Funk- und Soul-Szene verfügen. Vor zwanzig Jahren hätte er aber widerspruchslos recht gehabt. Denn wenn es zu Beginn der 90er eine deutsche Außenstelle des Acid Jazz gegeben hat, dann lag sie in der Hansestadt und nannte sich «Mojo Club». Wie bei den Tanzbar-Vorbildern in London wandte man sich hier gegen die Technoisierung der Musik und setzte lieber auf handgemachte Grooves und Rhythmen, die stilbildende DJs wie Gilles Peterson und Eddie Piller in alten Platten von vergessenen, afroamerikanischen Musikern entdeckten.
Nach vierzehn Jahren schloss der Mojo Club 2003 seine Türen. Der Nachfolger, das Mandarin Kasino, musste jetzt zwei Bürohochhäusern weichen. Letzterem setzt Akin nun in seinem neuen Streifen ein kleines Denkmal. Und wie es sich für einen Film mit dem Titel «Soul Kitchen» gehört, spielt die Musik hierbei eine wichtige Rolle. Auf dem Soundtrack finden sich Klassiker des Genres wie «Rated X» von Kool & The Gang, Curtis Mayfields «Get Down» und «It’s Your Thing» der Isley Brothers, der zum Beispiel auch in Steven Soderberghs Out of Sight an prominenter Stelle zum Einsatz gekommen war.
«Hicky Burr» von Quincy Jones und Bill Cosby repräsentiert in dieser Reihe das Erbe des Mojo Clubs, denn die Nummer befand sich einst auf einem Sampler des Etablissements. Ein tieferes Verständnis der Materie beweist «The Creator Has a Masterplan», ein Duett von Louis Armstrong und Leon Thomas. Die Originalplatte, eine der letzten Aufnahmen von Satchmo, ist zwar keine Rarität, gehört aber nicht unbedingt zum Kanon.
Lokalmatador Jan Delay ließ sich wohl schon aus reinem Patriotismus nicht vermeiden. Für den Soul-Standort Hamburg ist sein Musikschullehrer-Funk allerdings fast schon rufschädigend. Ansonsten ist der Soul-Begriff auf dem Doppelalbum des offiziellen Soundtracks zu Soul Kitchen dezidiert offen. Griechischer Pop, hanseatischer Neo-Rave und Balkan-Techno gehören genauso dazu wie ein Seemannslied von Hans Albers: Eine wilde, multikulturelle Mischung aus Gefühl und Härte, aus lokaler Mythologie und Fundstücken from around the globe also, auf denen auch die Filme von Akin basieren. Ein Stück fehlt jedoch. «Soul Kitchen» ist eigentlich eine Nummer der Doors. Aber dafür war die Lizenzierung dem Vernehmen nach zu teuer.