Crush Jeff Bridges
Jeff Bridges sieht oft ein bisschen verschlafen aus. So als wäre er gerade aufgestanden. Der Kopf leicht nach vorne gereckt, die Augen verkniffen, der Mund kaum geöffnet oder zu einem verlegenen Grinsen verzogen. Auf den Worten kaut er dann erst ein bisschen herum, bevor er sie raus lässt. Arme und Beine schlenkern halbentschlossen. Der ganze Mann wirkt wie ein Stück neben sich und neben der Zeit, gelassen verpeilt, laid-back.
Vergangenen Dezember ist Jeff Bridges sechzig Jahre alt geworden, seit gut vierzig Jahren macht er Filme. Dank dieser Tatsache kann man ihm je nachdem als sehr jungem, mittelalterlichem oder schon etwas älterem Mann dabei zuschauen, wie er souverän unsouverän agiert.
Anfangs, in den frühen 70er Jahren, hatte er häufig etwas zu lernen: das Boxgeschäft in Fat City von John Huston oder das Tresorknacken in Thunderbolt and Lightfoot von Michael Cimino. Cimino stellte ihn später auch auf Rollschuhe (Heaven’s Gate). Als sich die Bodies der Filmhelden langsam stählen, bleibt Jeff Bridges ein staksiger Fremdkörper, wird schließlich lieber Kifferkönig. Eine seiner schönsten späten Rollen hat er im häufig übersehenen Familiendrama The Door in The Floor – nicht nur da kann man sehen, dass er bei aller augenscheinlichen Gemütlichkeit ganz präzise und wirkungsvoll über seine schauspielerischen Mittel verfügt.
Jeff Bridges, der eigentlich «Beau» hätte heißen sollen, ist seit Jahrzehnten ebenso bescheuert wie begnadet in der Auswahl seiner Rollen – manchmal trifft sich beides in einem – und heraus kommt ein Mann mit einer bemerkenswerten Frisur (Männer, die auf Ziegen starren). Jeff Bridges, der übrigens seit 1977 mit derselben Frau verheiratet ist und mit dieser drei Töchter hat, macht außerdem Fotos, und er kann auf seine maulfaule Art auch herzergreifend singen. Seinen schönsten musikalischen Auftritt hat er nicht in den Fabulous Baker Boys, sondern weiter abgelegen in Stay Hungry.