routine pleasures

Bond

Von Birthe Mühlhoff

Zuerst habe ich überlegt, einen tiefsinnigen Text über Nomadland zu schreiben, der vollkommen zu Recht bei den Oscars abgeräumt hat. Die großartige Frances McDormand spielt eine Frau, die in ihrem Auto lebt – realexistierende Dystopie – und als Saisonarbeiterin durch die USA zieht. Das ist nicht nur visuell wunderschön und wortwörtlich ziemlich trippy. Der Film zeigt, dass das Böse und Feindselige nicht von den Menschen ausgeht, die ihr begegnen. Ich fühlte mich an den ebenfalls schönen Film Leave No Trace (2018) erinnert, in dem ein Kriegsveteran mit seiner 13-jährigen Tochter im Wald lebt. Intuitiv erwartet man einen unverständigen Sozialarbeiter, einen übergriffigen Obdachlosen, einen verächtlichen Passanten. Doch die Hölle, das sind eben nicht die Anderen, die Hölle ist das System.

Aber ich schreibe lieber über meine persönliche kleine Affäre mit James Bond. Auf YouTube finden sich nämlich diverse alte Bond-Filme, dadurch ist mancher Abend gerettet. Die Frage von Gut und Böse gestaltet sich hier ungefähr so kompliziert wie ein Cartoon von Tom & Jerry. Die Frauen sind schön und heißen Octopussy, die Männer sind durchtrainiert und sprengen Dinge in die Luft. Das ist genauso altmodisch wie es unterhaltsam ist, und die Verlässlichkeit an der Sache ist sogar Teil ihres Charmes.

No Time to Die heißt der 25. James Bond-Film, der schon 2019 gedreht wurde und aufgrund der Pandemie – seinem Titel durchaus angemessen – bereits mehrmals verschoben wurde. Dass Billie Eilish (gute Frau) den Soundtrack liefert und Phoebe Waller-Bridge (auch gute Frau, zumindest in Fleabag) den undankbaren Job bekommen hat, das Drehbuch irgendwie upzuwoken und das Bondgirl in Bondwoman umzubenennen, ist da eher nebensächlich. Es wäre doch einfach nur großartig, wenn das ein wirklich toller Film werden würde. Ich zweifle natürlich hart daran, auch weil ich Daniel Craig einfach nicht leiden kann. Ist die Technik echt noch nicht so weit, dass man den jungen Sean Connery filmisch reanimieren könnte? Bei manchen Filmen wäre es einfach besonders gut, wenn sie gut wären (auch so eine Sache, die das Verhältnis von Gut und Böse verkompliziert). No Time to Die wäre die perfekte Losung für unsere Zeit.